Überplanung

Überplanung – Wenn die Regeneration zum Stress wird

Sicher blicken schon einige Athletinnen und Athleten auf die ersten Wettkämpfe zurück. Gerade wenn im Winter zeitlich sehr viel investiert wurde. Bisher lief es nicht schlecht, ein Spitzenresultat sprang aber trotz des bisherigen hohen Aufwandes nicht heraus. Nach dem zum Teil monotonen Wintertraining war die Vorfreude auf die Wettkämpfe groß. Aber noch fehlt die Fähigkeit an und über Grenzen zu gehen. An der umfangreichen Vorbereitung sollte es nicht liegen. Oder vielleicht doch? Ernährungsberatung, Bikefitting, Lauf- und Radschuhanalyse, orthopädische Komplettuntersuchung mit anschließenden Empfehlungen, Rumpf- und Stabilisationsübungen, regelmäßige Massagen und Mentaltraining sollten eigentlich alle Bereiche abdecken und das Training noch weiter optimieren. Zusammen mit einem ausgeklügelten Zeitmanagement, wurden Arbeit sowie weitere Verpflichtungen integriert. Stand man (oder Frau) zu Beginn öfters etwas unter Strom, relativierte sich dies im Laufe der Zeit. Die Behandlung beim Physiotherapeuten sorgte für ein nicht immer geplantes Powernapping. Als diese Phase überstanden war, konnten alle Einheiten mehr oder minder emotionslos abgespult werden. Allerdings erinnerte der gewünschte Flow nun eher an einen Standby Modus. Während das Grundtempo im Grundlagenbereich deutlich nach oben ging, war es immer schwerer die intensiveren Bereiche überhaupt anzusteuern. Vor allem der Puls zeigte sich zunehmend untertourig. Nur die kurze Regenerationsphase vor und nach dem Trainingslager, brachte noch einmal einen leichten Schub nach oben.

Im Grunde setzt der Organismus hier “nur” um, was im Winter trainiert wurde. Es kann eine gewisse Leistung über einen sehr langen Zeitraum erbracht werden. Selbst Pausen bringen nicht mehr die Wirkung wie bei einem klar abgestuften Training, in dem es neben hoher Belastung auch Phasen komplett ohne Sport gibt. (passive Regeneration) Für alle Reize und Einflüsse benötigt der Körper eine gewisse Anpassungszeit. Ohne diese kommt es zu keiner wirklichen Entwicklung. Oft aber aus Selbstschutz in die Versetzung in einen gewissen Schonmodus, der einfach das zulässt was nicht noch mehr schadet. Dies kann vor allem bei hohen Umfängen ohne entsprechende Erholungsphasen auftreten.  Dabei liegt eine Funktionsstörung des vegetativen Nervensystems vor, das für die Erhaltung der Leistungsfähigkeit im Organismus sorgt. Sympathikus (Für die Aufrechterhaltung der körperlichen Aktivität zuständig) sowie Parasympathikus (Für die Erholung des Organismus verantwortlich) regulieren im Zusammenspiel das Leistungsvermögen. In unserem Beispiel liegt also quasi ein durch Training entstandener Übererholungszustand vor. Medizinisch kann dies durch eine Messung des Harnstoffwertes oder des Cortisol-Testosteron Quotienten bestimmt werden.

Wie so oft im Sport bringt eine gewisse Ausgewogenheit die größten Fortschritte. Umso mehr die Belastungen variieren, desto dynamischer ist am Ende die Entwicklung. Auch aktive Regenerationsmaßnahmen können ein Stressfaktor werden. Deshalb gilt es hier ebenfalls die richtige Balance zwischen aktiver und passiver Regeneration zu finden. Zusätzlich muss die individuelle Adaption berücksichtigt werden.